Sektion 3: Modell-Architektur und Dominanzkultur
Donnerstag, 28. März 2019, 14:45–15:15 Uhr, ZHG, Hörsaal 008
Sebastian Fitzner, Berlin

Überlegungen zum Meta-Modell der „Modell-Architektur“ – Die Architektur-Dioramen im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt a. M.

„Modell-Architektur und Dominanzkultur“ lassen sich in den verschiedensten Modellen als auch deren Präsentationsformen und -kontexten befragen. Dabei erscheint es von besonderer Relevanz, das Meta-Modell der „Modell-Architektur“ in den Blick zu nehmen: die 1990 eingerichtete Präsentation der Geschichte der Architektur in (ursprünglich 22) Dioramen im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Nicht nur zeigt die bis heute bestehende Dauerausstellung eine chronologische Entwicklung von Architektur, sondern macht bild-plastisch in Schaukästen die Architektur der Welt auf ganz „grundsätzliche“ Art und Weise präsent und evident. Die musealisierte und didaktisch aufbereitete Erzählung von Architektur ist hierbei weniger als neutrale Vermittlungsform einer Geschichte der Abfolge von Bautechniken oder Bauaufgaben zu verstehen denn als ein Denkmodell von Architektur und Architekturgeschichte schlechthin – was natürlich auch durch die gegebene selbstreferentielle Architektur des „Hauses im Haus“ von Oswald Mathias Unger untermauert wird. Insofern die naturalistisch gestalteten Dioramen die Architekturmodelle aber szenografisch „erweitern“, zeigen sie keine isolierten Bautypen, sondern verankern diese in Teilausschnitten in unserer gebauten und gelebten Umwelt. Höchst aufschlussreich für die weitere Untersuchung dieser Modell-Konstellation ist das entfaltete Narrativ einer Entwicklung, die eben „von der Urhütte bis zum Wolkenkratzer“ reicht und die zugleich mittels „idealtypischer“ Bauten evident gemacht wird. In Bezug auf eine „Dominanzkultur“ wäre daher zu fragen, wie folgenreich und aktuell das hier modellierte Bild einer Geschichte von Architektur und Bautypen ist und inwiefern es für die jüngere Architekturgeschichte diskursprägende Funktionen übernahm und/oder weiterhin übernimmt. Schließlich möchte der Vortrag auch die Meta-Modell-Haftigkeit der die Architektur und Architekturgeschichte reflektierenden Schaukästen methodisch-theoretisch erörtern und so ganz „grundsätzlichen“ Aspekten eines Modell und Typus gebundenen Denkens von Architekturgeschichte kritisch nachspüren.
Kurzbiografie Sebastian Fitzner
2010–2014Wiss. Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München
2013Promotion an der LMU München („Architekturzeichnungen der deutschen Renaissance. Funktion und Bildlichkeit zeichnerischer Produktion 1500–1650“)
seit 2014Juniorprofessor für Architekturgeschichte und -theorie der Frühen Neuzeit in Europa und Amerika an der Freien Universität Berlin
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Wissen, Bilder und Objekte der Architektur und -theorie der Frühen Neuzeit; Spaces of Architectural Knowledge – Model Collections of Engineers; Kunsthistoriografie und Medien der Kunstgeschichte um 1900
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