Im Zentrum der Sektion steht Objektdigitalisierung als Bestandteil einer intensiven Materialerschließung, mit dem Ziel, die Voraussetzungen für die historische Wahrnehmung der Objekte im Sinne einer Mikrohistorie („Dinggeschichte“, „Objektbiografie“) zu bestimmen und die damit verbundenen Schematisierungen und ihren wissenschaftlichen Nutzen zu reflektieren. Die Herausforderungen der Objektdigitalisierung, die diskutiert werden, betreffen v. a. drei Bereiche:
1. Methodendiskussion der Digitalisierungsverfahren: Wie lässt sich die materielle Qualität eines Artefakts umfassend dokumentieren und standardisieren? Welches Verfahren ist für das jeweilige Objekt angemessen? Wie lassen sich die Verfahren automatisieren, ohne auf konservatorische und restauratorische Sorgfalt zu verzichten?
2. Analysemöglichkeiten: Welche Forschungsfragen lassen sich mit der Digitalisierung verfolgen? Wie und in welchem Umfang sind formanalytische Ansätze durch die Digitalisierung stringenter nachvollziehbar? Lassen sich Artefakte mit digitalen Methoden der Musterkennung nonverbal erfassen und in welcher Exaktheit? Welche neuen Erkenntnismöglichkeiten ergeben sich aus der Digitalisierung?
3. Auswirkungen auf das kunsthistorische Arbeiten: Welche hermeneutischen Implikationen, die durch die Veränderungen der digitalen Arbeitsweise bedingt sind und den Objektwissenschaften gleichermaßen veränderte Sehgewohnheiten abverlangen, bringt die Objektdigitalisierung mit sich? Welche Veränderungen haben sich bereits im Umgang mit digitalen Visualisierungen ergeben? Was lässt sich daraus für die Zukunft fordern?
Die Vorträge stellen an signifikanten Best-Practice-Beispielen Lösungswege bei der Objektdigitalisierung vor und problematisieren Metadaten und Klassifikationssysteme. Sie befassen sich aber auch mit grundsätzlichen Fragen des Medienbruchs zwischen Bildwerk/Objekt, Text und Zahlenwerten und diskutieren annotierte Digitalisate als Objekte sui generis.