Freitag, 29. März 2019, 9:00–15:45 Uhr, ZHG, Hörsaal 104

Markt Macht Kultur: Das Kunstwerk im Spannungsfeld von Kultur und Märkten

Leitung: Henry Keazor, Heidelberg / Katja Patzel-Mattern, Heidelberg

Obgleich das Stereotyp des „autonomen Künstlers“ im Verlauf der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts immer wieder kritisch hinterfragt wurde, liegt es nach wie vor vielen monografischen Untersuchungen und Ausstellungen zu Grunde. Analoges gilt für die in solchen Kontexten als Manifestationen des künstlerischen Genies verstandenen und vermittelten Werke. Daran haben auch soziologische bzw. wirtschaftswissenschaftliche Ansätze in der Kunstgeschichte wenig geändert: Bislang wurde das spezifische (Kunst-)Objekt nur selten als Medium wie Handlungsgegenstand innerhalb des Spannungsfeldes von Ökonomie und Kultur diskutiert. Die Sektion fragt demgegenüber gerade nach der Relevanz ökonomischer Sachzwänge bei der und für die Entstehung von (Kunst-)Objekten. In den Blick genommen werden dabei aktuelle Beispiele, welche die Marktmacht von Kunsthändler/-innen und Galerist/-innen anhand der Künstler/-innen demonstrieren, denen sie zu Sichtbarkeit und Aufstieg verhelfen, und die sie zugleich einem bestimmten, auf dem Kunstmarkt nachgefragten „Look“ anpassen. Darüber hinaus wird nach zeitgenössischen medienübergreifenden Strategien gefragt, z. B. anhand von Plattencovern, die, von Künstler/-innen entworfen, die Musik von Metal-Bands bewerben und eine Dynamik befördern, bei der das Zielpublikum des einen Marktes auf die Erzeugnisse des jeweils anderen aufmerksam gemacht wird. Jenseits solcher Ansätze, bei denen das Werk als Produkt der (Aus-)Handlungsprozesse der beteiligten Akteure begriffen wird, soll es, z. B. im Bereich des Designs, zudem in seiner spezifischen Materialität und Gestalt verstanden werden, die u. a. materialitätsgeschichtlich konnotiert sind. Schließlich wird eine historische Perspektive eröffnet, z. B. anhand künstlerischer Serienproduktionen von der Frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert, die Fragen nach dem unterschiedlichen Verhältnis von Prototyp und Werkstattarbeit auf dem damaligen wie heutigen Kunstmarkt aufwerfen.

Kurzbiografie Henry Keazor
1989–1996Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Heidelberg und Paris, Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
1996–1999Stipendiat und wiss. Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz
1999–2005Wiss. Assistent am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität Frankfurt und Habilitation ebd.
2005–2006Gastprofessor am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2006–2008Heisenberg-Stipendiat der DFG
2008–2012Professor für Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken
seit 2012Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Französische und italienische Barockmalerei; Kunstfälschung; zeitgenössische Architektur; Kunst und Medien (Film); Musikvideos
Publikationsauswahl
  • Poussins Parerga. Quellen, Entwicklung und Bedeutung der Kleinkompositionen in den Gemälden Nicolas Poussins, Regensburg 1998.
  • (mit Thorsten Wübbena) „Video thrills the Radio Star”: Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen, Bielefeld 2005.
  • „Il vero modo”. Die Malereireform der Carracci, Berlin 2007.
  • (Hg. mit Fabienne Liptay und Susanne Marschall) FilmKunst. Studien an den Grenzen der Künste und Medien, Marburg 2011.
  • (Hg. mit Tina Öcal) Der Fall Beltracchi und die Folgen. Interdisziplinäre Fälschungsforschung heute, Berlin/Boston 2014.
Kurzbiografie Katja Patzel-Mattern
1998Promotion an der Universität Münster
1998–2000Volontärin und wiss. Mitarbeiterin am Landesmuseum für Technik und Arbeit (heute Technoseum), Mannheim
2000/2001Wiss. Referentin, Cusanuswerk Bonn
2001–2006Stipendiatin der Meyer-Struckmann-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung
2001, 2003Kinderzeiten
2007–2009Lehrdozentin am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
2008Habilitation an der Universität Konstanz
2009–2015Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (transcultural studies) am Historischen Seminar der Universität Heidelberg (Startprofessur)
seit 2015Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Wirtschaftskulturgeschichte; Krisen und Katastrophen; Arbeit und Produktion; frühe Kindheit und Mutterschaft; Gedächtnis und Erinnerung
Publikationsauswahl
  • Geschichte im Zeichen der Erinnerung. Subjektivität und kulturwissenschaftliche Theoriebildung (Studien zur Geschichte des Alltags 19), Stuttgart 2002.
  • Ökonomische Effizienz und gesellschaftlicher Ausgleich. Die industrielle Psychotechnik in der Weimarer Republik (Studien zur Geschichte des Alltags 27), Stuttgart 2010.
  • (Hg. mit Miriam Gebhardt und Stefan Zahlmann) Das integrative Potential von Elitekulturen, Stuttgart 2013.
  • (Hg. mit Carla Meyer und Gerrit Jasper Schenk) Krisengeschichte(n): „Krise“ als Leitbegriff und Erzählmuster in kulturwissenschaftlicher Perspektive (Beihefte der Vierteljahrsschrift zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte), Stuttgart 2013.
  • (Hg. mit Clemens Wischermann, Martin Lutz und Thilo Jungkind) Arbeitsbuch institutionelle Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte (Perspektiven der Wirtschaftsgeschichte), Stuttgart 2015.