Freitag, 29. März 2019, 9:00–12:30 Uhr, ZHG, Hörsaal 009

Forum Denkmalpflege

Leitung: Martin Bredenbeck, Köln / Christina Mayer, Luxemburg

Das erstmals im Rahmen des Kunsthistorikertages stattfindende Forum zur Berufsgruppe Denkmalpflege widmet sich mit vier Vorträgen zwei Schwerpunkten: Im ersten Schwerpunkt befassen sich zwei Beiträge mit Dingen, die – wie ihre Epoche – erst in den letzten Jahren in den Fokus des Faches gerückt sind, und zwar in den der Forschung, der Inventarisierung und der praktischen Denkmalpflege. Systembauten und Fertigteilarchitektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden lange Zeit nicht als kunsthistorisches Arbeitsfeld gesehen. Das mag mit einer angeblich zu geringen Gestaltungshöhe dieser Alltagsarchitektur, aber auch mit der oft ideologischen Belastung dieser Bauten zusammenhängen. Im zeitlichen Abstand zeigt sich, dass auch dieses Phänomen eine kulturgeschichtliche Auseinandersetzung verdient und denkmalpflegerische Bedeutung hat. Als zweites richtet sich der Blick auf den Umgang mit historischen Bauten, die in den großen städtebaulichen Transformationen der 1960er und 1970er von ihrem Ursprungsort entfernt, eingelagert und dann, v. a. seit den 1980er Jahren, in Form von Rekonstruktionen oder anders in Neubauten einbezogen wurden. Wie gehen wir heute mit diesen Bauteilen, manchmal ganzen Fassaden, um?
Im zweiten Schwerpunkt wird der Frage nachgegangen, wieviel Wissen sich vermeintlich altbekannten Dingen heute noch abgewinnen lässt. Hier stehen historische Beispiele – zwei bedeutende Trierer Kirchen und ein Luxemburger Schloss – und ein Bau der Moderne – die Beethovenhalle in Bonn – nebeneinander. Beide Male kann die verbreitete Ansicht widerlegt werden, die Objekte seien „ausgeforscht“ oder es gebe an ihnen nicht viel Erkenntnis zu gewinnen.
Zum Abschluss des Forums ist eine offene Diskussion über den Stand des Berufsfeldes Denkmalpflege im Verband Deutscher Kunsthistoriker geplant. Welche Aufgaben und Perspektiven werden gesehen, welche Rolle kann der Verband übernehmen und zu welchen konkreten und allgemeinen Themen sollte er sich positionieren?

Kurzbiografie Martin Bredenbeck
2010Gründung der Werkstatt Baukultur Bonn
2011–2016Wiss. Referent für Denkmalpflege und Baukultur beim Bundesverband Bund Heimat und Umwelt in Deutschland, Bonn
seit 2016Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln
seit 2016Mitglied in den Landesdenkmalräten Hamburg und Rheinland-Pfalz
seit 2017Mitglied im Vorstand des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e.V. (als Repräsentant der Berufsgruppe Denkmalpflege)
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Architektur des 19.–21. Jh.s, insb. Nachkriegsmoderne; Denkmalpflege; Gartenkunst; bürgerschaftliches Engagement und Vermittlung
Publikationsauswahl
  • (Hg. mit Constanze Moneke und Martin Neubacher) Beethovenhalle Bonn. Konzerthaus. Festsaal. Denkmal, Bonn 2010.
  • Die Zukunft von Sakralbauten im Rheinland (Bild-Raum-Feier. Studien zu Kirche und Kunst 10), Regensburg 2015.
  • Der Beitrag der Nachkriegsmoderne zur Gestalt der europäischen Stadt, in: Christa Reichert et al. (Hgg.), Kulissenzauber? Stadtquartiere zukunftsfähig gestalten (Beiträge zur Städtebaulichen Denkmalpflege 5), Essen 2015.
  • (Hg. mit Daniela Bennewitz und Philipp Huntscha) Bonn und seine Preußen – Danke, Berlin!? Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Paul-Clemen-Museum der Universität Bonn 2015 (Edition Kritische Ausgabe), Bonn 2016.
  • Denkmal Europa. Rückblick auf das Forum der Jahrestagung 2018 der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, in: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.) (Tagungsband, Mainz, erscheint vorauss. 2019).
Kurzbiografie Christina Mayer
1999–2004 Studium der Architektur und Denkmalpflege an der RWTH Aachen
2003–2005 freie Mitarbeiterin im Service des sites et monuments nationaux (nationales Denkmalamt), Luxemburg
2005–2009Promotion an der Universität Bamberg („Topographie der Baukultur des Großherzogtums Luxemburg. Kanton Echternach“)
seit 2005Architektin im Service des sites et monuments nationaux, Luxemburg
seit 2008diverse Lehraufträge für das Fach Denkmalpflege, u. a. Universität Freiburg, Hochschule Karlsruhe, Université Luxembourg, Institut national d’administration publique
seit 2017zuständig für den Service de l’Inventaire im Service des sites et monuments nationaux, Luxemburg
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Inventarisation; praktische Denkmalpflege
Publikationsauswahl
  • Topographie der Baukultur des Großherzogtums Luxemburg. Kanton Echternach, Luxemburg 2010.
  • Das Gesetz kam erst später. Denkmalschutzrecht in Luxemburg und der Einfluss der Charta von Venedig, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege LXIV (2015), Heft 1/2.
  • (mit Gabi Lebherz) Die Gartenstadt Freiburg-Haslach. Ein interdisziplinäres Projekt: von alten Häusern, Gärten und Studenten, in: Die Denkmalpflege 2/2017.
  • (mit Stéphanie Toussaint und Wiepke van Aaken) Nationale Inventarisierung der Baukultur im Großherzogtum Luxemburg. Gemeinde Larochette, Luxemburg 2017.