Das erstmals im Rahmen des Kunsthistorikertages stattfindende Forum zur Berufsgruppe Denkmalpflege widmet sich mit vier Vorträgen zwei Schwerpunkten: Im ersten Schwerpunkt befassen sich zwei Beiträge mit Dingen, die – wie ihre Epoche – erst in den letzten Jahren in den Fokus des Faches gerückt sind, und zwar in den der Forschung, der Inventarisierung und der praktischen Denkmalpflege. Systembauten und Fertigteilarchitektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden lange Zeit nicht als kunsthistorisches Arbeitsfeld gesehen. Das mag mit einer angeblich zu geringen Gestaltungshöhe dieser Alltagsarchitektur, aber auch mit der oft ideologischen Belastung dieser Bauten zusammenhängen. Im zeitlichen Abstand zeigt sich, dass auch dieses Phänomen eine kulturgeschichtliche Auseinandersetzung verdient und denkmalpflegerische Bedeutung hat. Als zweites richtet sich der Blick auf den Umgang mit historischen Bauten, die in den großen städtebaulichen Transformationen der 1960er und 1970er von ihrem Ursprungsort entfernt, eingelagert und dann, v. a. seit den 1980er Jahren, in Form von Rekonstruktionen oder anders in Neubauten einbezogen wurden. Wie gehen wir heute mit diesen Bauteilen, manchmal ganzen Fassaden, um?
Im zweiten Schwerpunkt wird der Frage nachgegangen, wieviel Wissen sich vermeintlich altbekannten Dingen heute noch abgewinnen lässt. Hier stehen historische Beispiele – zwei bedeutende Trierer Kirchen und ein Luxemburger Schloss – und ein Bau der Moderne – die Beethovenhalle in Bonn – nebeneinander. Beide Male kann die verbreitete Ansicht widerlegt werden, die Objekte seien „ausgeforscht“ oder es gebe an ihnen nicht viel Erkenntnis zu gewinnen.
Zum Abschluss des Forums ist eine offene Diskussion über den Stand des Berufsfeldes Denkmalpflege im Verband Deutscher Kunsthistoriker geplant. Welche Aufgaben und Perspektiven werden gesehen, welche Rolle kann der Verband übernehmen und zu welchen konkreten und allgemeinen Themen sollte er sich positionieren?