Arbeitskreis Kunstgeschichte und Bildung
Mittwoch, 27. März 2019, 15:45–16:05 Uhr, ZHG, Hörsaal 105
Pia Razenberger, Wien

Sich mit fremden Federn schmücken? Federarbeiten als Ausgangspunkte für kritisches Denken

Im Weltmuseum Wien ausgestellte Federarbeiten fungieren im Workshop „Sich mit fremden Federn schmücken?“ als Auslöser für Diskussionen. Die Objekte dienen als Vermittler von Geschichte, gesellschaftlicher Bedeutung und der Veränderung von Symboliken. Sie sind Beispiele für die Themen Restitution und kulturelle Aneignung. Ziel des Workshops ist es, Jugendlichen durch Objekte und entsprechende Methoden eine kritische und reflexive Betrachtungsweise hinsichtlich des Umgangs mit kulturellem Erbe zu ermöglichen und sie in ihrer persönlichen Meinungsbildung zu stärken.
Der Workshop wird für Jugendliche ab 13 Jahren für die Dauer von 1,5 bis 2 Stunden angeboten. Beim Diskussionsrundgang werden drei Stationen besucht, bei der die Objekte jeweils auf formale Kriterien hin betrachtet werden. Es folgt die Vermittlung des aktuellen Forschungsstands und der medialen Debatte, wobei das Vorstellen von gegensätzlichen Positionen wichtig ist. Im Zentrum steht dann die Diskussion innerhalb der Gruppe. Abschließend wird ein neues Objekt aus Federn gestaltet und die Brücke zum Umgang miteinander geschlagen.
Bei den Objekten handelt es sich um Federarbeiten, die zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert in Nord- und Südamerika hergestellt wurden. Sie kamen auf unterschiedlichen Wegen nach Wien. Ausgestellt ist auch der Kopf eines Menschen, der in direktem Zusammenhang mit den Federarbeiten steht. Wesentlich ist bei dieser Station die Frage nach dem Umgang mit menschlichen Überresten in einem Museum.
Um gesellschaftliche Bedeutungen eines Objektes zu diskutieren, wird die Methode des Rollenspiels angewandt. Dabei schlüpfen sechs Jugendliche in die Rollen verschiedener Personen, wie z. B. in jene des Museumsdirektors oder der Kulturministerin. Sie führen darin eine Debatte darüber, ob das Objekt in Wien bleiben oder zurückgegeben werden soll. Anschließend diskutieren sie in der Gruppe ihre persönlichen Meinungen und deren Begründungen. Das Rollenspiel bietet hier Multiperspektivität und stößt dazu an, sich eine eigene Meinung zu bilden, sie zu verändern oder zu festigen.
Im Workshop werden das Objekt und seine vielfältigen Bedeutungen offengelegt und diskutiert. Die Jugendlichen teilen ihre Sichtweisen, wodurch die Diversität ihres Verständnisses für Geschichte, Kultur und Gesellschaft in der Gruppe sichtbar wird. Das Objekt und sein Kontext dienen als Ausgangspunkt für gesellschaftliche Fragestellungen und ermöglichen es, Bildungsprozesse zu initiieren und Denkanstöße zu geben.
Kurzbiografie Pia Razenberger
2009–2015Studium der Kunstgeschichte in Innsbruck, Granada und Wien, Spezialisierung auf Islamische Kunstgeschichte (Masterarbeit: „Die Schmuckseite in Koranillumination Westasiens von ca. 970–1250“)
2015–2017Projektleitung „Tabadul–Austausch“ in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte Wien, Dom Museum Wien, mumok, Technisches Museum Wien und Volkskundemuseum
2017Deubner-Projektpreis des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e.V. für „Tabadul–Austausch“
seit 2017Kunst- und Kulturvermittlerin am Dom Museum Wien und Weltmuseum Wien
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Kunst- und Kulturvermittlung
Publikationsauswahl
  • Tabadul–Exchange: An Approach to Art Education Projects Supporting Equal Exchange, in: Ruth Mateus-Berr und Luise Reitstätter (Hgg.), Art & Design Education in times of change, Berlin/Boston 2017, S. 69–73.