Sektion 7: „Die gute Form“ – Überholtes Dogma oder bewährtes Paradigma im Design?
Samstag, 26. März 2022, 11:30–12:00 Uhr, K2, Hörsaal 17.02
Christopher Haaf, München / Linus Rapp, München

The New Designers. HfG Ulm im Ausstellungsfieber

Ist die Wirkungsgeschichte der HfG Ulm wirklich so „gut belegt“, wie die Ausschreibung zum Deutschen Kunsthistorikertag 2022 argumentiert? Wir glauben nein. 2017–2021 wurden die Ausstellungen der HfG Ulm im Verbundprojekt „Gestaltung ausstellen: Die Sichtbarkeit der HfG Ulm“ untersucht, gemeinsam getragen von dem HfG-Archiv Ulm, der Folkwang Universität der Künste Essen und der Hochschule Pforzheim.

Die HfG wurde in der Nachkriegszeit von Max Bill, einem bedeutenden Vertreter der Guten Form, mitgegründet. Auch nach seinem Ausscheiden trug die Schule durch ihre Ausstellungen aktiv zur Verbreitung der Anliegen der Guten Form bei. Durch Ausstellungen im In- und Ausland, unter anderem in der Neuen Sammlung München, im Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro oder auf der Mailänder Triennale, trug die Hochschule ihre Designauffassung in die Welt. Auch außerhalb von Museen war dieses neue Verständnis von Design erlebbar: So sorgte etwa der Messeauftritt der Firma Braun, den die HfG verantwortete, für Aufsehen. Insbesondere die beiden Wanderausstellungen „Gutes Spielzeug“ und die an die sog. Werkbundkisten angelegte „Gute Typografie“ zeigen an, dass die Schule eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der Guten Form einnahm. Als diese in den 1960er Jahren an Bedeutung verlor, gerieten auch die Ansätze der HfG in die Krise. Die Ulmer Ausbildungsstätte war ein Kind ihrer Zeit und damit Teil einer internationalen Design- und Ausstellungseuphorie in den Nachkriegsdekaden. Die Annäherung an die Hochschule über das Medium Ausstellung ermöglichte erstmals die Einordnung der HfG in ihre breiteren gestalterischen und institutionsgeschichtlichen Bezüge.

Wanderausstellung „The New Designers. HfG Ulm im Ausstellungsfieber“
Die Ausstellung wurde gemeinsam von Viktoria Lea Heinrich, Christopher Haaf und Linus Rapp kuratiert.
Kurzbiografie Christopher Haaf
2010–2016Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre in München (Masterarbeit: „Dem Westen zugewandt? Das Amt für industrielle Formgestaltung und die Designförderung in der DDR“)
2017–2020Promotion an der Folkwang Universität der Künste Essen, wiss. Mitarbeiter am HfG-Archiv Ulm / Museum Ulm (Projekt „Gestaltung ausstellen. Die Sichtbarkeit der HfG Ulm“)
seit 2021Wiss. Volontär an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Kunst- und Designgeschichte des 20. Jh.s
Publikationsauswahl
  • Von Breuer zu Hitler? Stahlrohrmöbel, Fotografie und die domestizierte Moderne, in: Fotogeschichte 152 (2019), S. 25–32.
  • Von Ulm in die Welt. Ausstellungen und die internationale Öffentlichkeit der HfG Ulm, Leipzig (voraus. 2022).
Kurzbiografie Linus Rapp
2010–2016Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in München
2017–2020Promotionsstudium an der Folkwang Universität der Künste Essen, wiss. Mitarbeit im Forschungsprojekt „Gestaltung ausstellen. Die Sichtbarkeit der HfG Ulm“ (HfG-Archiv/Museum Ulm, Hochschule Pforzheim und Folkwang Universität der Künste Essen)
seit 2021Wiss. Volontär an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte Kunst- und Designgeschichte des 20. Jh.s
Publikationsauswahl
  • Der ordnungsstiftende Blick. Otl Aicher und die Fotografie im Kommunikationsdesign, in: Fotogeschichte 152 (2019), S. 43–53.
  • Neue Wege im Ausstellungsdesign. Gestalterische Konzeptionen und ihre Umsetzung an der HfG Ulm, Leipzig (voraus. 2022).